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HISTORISCHES Gandalf und Saruman, alte Männer und Zauberer mit Zauberstab und Kutte, entsprechen tatsächlich dem Klischee des Zauberers, dem Gandalf der Graue mit seinem Zaubererhut sogar noch eher gerecht wird. Welches aber ist der Ursprung des Klischees? Der Spitzhut der Zauberer könnte ein Indiz liefern. Auch Professor Dumbledore und viele weitere Zauberer der "Harry Potter"-Romane und -Filme tragen ihn in verschiedenen Varianten. Selbst Hexenkostüme sind erst komplett, wenn ein Hut dazugehört - ein spitzer Hut mit Sonne, Mond und Sternen... Tatsächlich gibt es uralte Kopfbedeckungen, die mit Sonne, Mond und Sternen verziert waren, und zwar hohe Hüte aus der europäischen Bronzezeit. Sie sind meist wohl über 3000 Jahre alt. Man kennt bislang vier Goldhüte. Die Deutung als Hüte ist eigentlich offensichtlich. Außerdem besitzt eines der Objekte nicht nur eine Krempe sondern auch gegenüberliegende Löcher zur Befestigung eines Kinnbandes. Sicherlich besaßen sie zudem ein Innenfutter und wurden wohl allesamt irgendwie mit Bändern gesichert. Heftige Bewegungen und eine häufige Verwendung dürften sich allerdings verboten haben. Das sind für die Wissenschaftler Hinweise auf eine kultisch-religiöse Benutzung. Verschiedenes fällt auf: Die Goldhüte sind - wie gesagt - aus einem wertvollen Material und sehr kunstvoll gearbeitet. Die Höhe schwankt zwischen knapp 30 cm und etwas unter 90 cm, das Gewicht zwischen einem halben und einem ganzen Pfund. Die hauchdünn gearbeiteten Hüte sind über und über mit einem Punzenmuster dekoriert, dessen Elemente sich in einem Fall nirgends überschneiden. Hauptdekorationselement sind Scheiben- und Kreismotive, welche als Sonnensymbole gedeutet werden. Die Spitzen von drei Goldhüten sind zudem mit einem großen Stern verziert. Es gibt in einem Fall aber auch liegende Halbmonde. Schon allein solche Ornamente deuten darauf hin, dass die Menschen der Bronzezeit sich mit den Himmelserscheinungen beschäftigt haben. Doch wahrscheinlich wurden die Abläufe am Himmel weit genauer studiert. Ein deutscher Archäologe, Wilfried Menghin, hält die Goldhüte nämlich aufgrund ihrer Dekorierung für Kalender! Er hat die verschiedenen Muster der Hüte untersucht und ihre einzelnen Elemente abgezählt. Dabei haben sich verschiedene Zahlen immer wieder wiederholt. Diese Zahlen ergeben seines Erachtens Mondjahre und Sonnenjahre und einiges mehr. Das heißt, die Leute der Bronzezeit sollen gewusst haben, dass die Erde 365 ¼ Tage braucht, um die Sonne zu umrunden, was ein Jahr ergibt. Mondmonate sind kürzer, da der Mond ja nur rund 28 Tage braucht, um vom Neumond zum Vollmond und wieder zum Neumond zu werden. 12 Mondmonate ergeben 354 ½ Tage, und auch das soll den Leuten vor über 3000 Jahren bekannt gewesen sein. Übrigens weisen andere Objekte der Bronzezeit ähnliche Verzierungen auf - und eben solche Zahlen-"Spielereien", die 355 und 366, also aufgerundete Mond- und Sonnenjahre, ergeben. Damit wären sie ebenso wie die Goldhüte als Kalender geeignet gewesen. Aber: Die Deutung der Goldhüte als "Kalender" ist nicht unumstritten. Im Grunde sind sie ja nicht besonders praktisch. Zudem behaupten manche Wissenschaftler, dass diese Kalendarien nicht allein zur Bestimmung des Jahres und von Feiertagen bzw. Kulttagen gedient hätten sondern ebenso zur Ermittlung der Daten wie der Aussaat, was für die bäuerliche Gesellschaft der damaligen Zeit wichtig gewesen sein soll. Bauern wissen aber meist selbst sehr genau, wann sie auszusäen und wann zu ernten haben. Das sollte vor 3000 Jahren nicht anders als heute gewesen sein. Ein einfacher Abzählkalender hätte zur Bestimmung von Feiertagen gereicht. Wie kann man dann die Goldhüte einordnen? Die Bauern der Bronzezeit empfanden sich sicherlich weit abhängiger von der Natur und ihrer Umwelt im Allgemeinen als wir heute. Unwetter konnten Ernten vernichten, notwendiger Regen konnte ausbleiben. Man kann deshalb vermuten, dass die Gesellschaft von damals die Fruchtbarkeit der Erde sichern und sich die Welt des Überirdischen gewogen machen wollte. Diese Aufgabe übernahmen besondere Personen, die man als Priester bezeichnen könnte, und zu diesen Auserwählten gehören die Goldhüte. Manche Archäologen meinen, die Kalender und damit der Ablauf des Jahres würden ihr Geheimwissen darstellen. Meiner Meinung bestanden ihre besonderen Kenntnisse aber nicht im Entwurf eines dem Kult dienlichen Kalenders sondern im Wissen um das Funktionieren der Welt. Deshalb beobachtete man den Himmel. Nur die "Eingeweihten" wussten um die Riten, derer es bedurfte, um mit den Göttern zu sprechen und die Ordnung in der Welt zu erhalten. Die Goldhüte waren insofern beeindruckender Teil einer Inszenierung, zu der man sich neben Musik und wohl auch Tanz, Opferzeremonien und bewegungsarm erhöht stehende oder sitzende, mit Gold angetane Priester (oder Priesterkönige?) vorstellen kann.
Freie
Interpretation:
Diese Personen, die zu besonderen Anlässen regelrecht in Gold gekleidet waren, beobachteten den Lauf der Gestirne und die Naturerscheinungen. Man könnte sie als die Zauberer der Bronzezeit bezeichnen, auch wenn sie nicht Tiere in Gläser verwandeln keinen Patronus beschwören oder Balrog überwinden konnten. Aber zumindest die "Sternenkuckerei" verbindet sie mit Professor Dumbledore und seinem Observatorium und dem Klischee vom Zauberer.
Mehr Informationen hierzu in der Zeitschrift "ANTIKE WELT", Heft 2/2003.
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